Konservative gewinnen Wahlen in Bayern und Hessen, aber Rechtsextremismus steigt in beiden Bundesländern stark auf – Exit Poll
Sowohl in Hessen als auch in Bayern ist es möglich, dass den Extremisten in der AfD je nach Auszählung der Stimmen das gelingt, was ihnen bisher nur in den ostdeutschen Bundesländern gelungen ist: zweitstärkste politische Kraft zu werden, so eine Analyse der ARD-Tagesschau.
Die Christlich-Soziale Union (CSU), die bayerische Schwester der deutschen Christdemokraten, hat am Sonntag die Bundestagswahl im zweitbevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands mit einem Ergebnis von rund 36,8 Prozent gewonnen, wie aus einer Umfrage der ARD hervorgeht.
Mit einem Abstand von rund 20 Prozentpunkten zum Zweitplatzierten scheint die CSU – wenn die Umfragen stimmen – das schlechteste Ergebnis der Parteigeschichte erzielt zu haben. Vier Jahre zuvor hatten die Christlichsozialen 37,2 Prozent der Stimmen erhalten.
Wählerbefragungen deuten zudem darauf hin, dass die Grünen und die Alternative für Deutschland (AfD) um den zweiten Platz im bayerischen Landtag wetteifern, schreibt die Tageszeitung Die Welt.
Während die ARD-Wählerbefragung die Grünen bei 15,9 Prozent und die AfD bei 15,2 Prozent sieht, liegt die AfD mit 15,8 Prozent und die Grünen mit 15,6 Prozent an dritter Stelle.
Wichtig ist, dass die AfD seit der Wahl vor vier Jahren um fünf Prozentpunkte gestiegen ist, während die Grünen leicht gefallen sind.
In Deutschland durchgeführte Exit Polls sind in der Regel ein verlässlicher Indikator für das Endergebnis, aber eine Veränderung der Reihenfolge der Plätze zwei und drei ist noch nicht ausgeschlossen.
Die Exit-Polls zeigten auch, dass auch die CSU-Partner in der Landesregierung, die Freien Wähler, Bayerns populistische Partei, im Vergleich zu vor vier Jahren einen leichten Anstieg auf rund 14 Prozent erreichten. Das bedeutet, dass eine Koalitionserneuerung eine sehr gute Option ist.
Im Gegensatz dazu fielen die Sozialdemokraten in Bayern erneut sehr schlecht ab – irgendwo über 8 Prozent, während ihr liberaler Partner in der Bundesregierung, die Freien Demokraten (FDP), es nicht einmal in den Landtag schafften.
Die AfD wächst auch in Hessen
In Hessen scheinen die Christdemokraten mit etwas mehr als 35 Prozent der Stimmen auf einen Sieg zuzusteuern.
Die (rückläufigen) Sozialdemokraten und die AfD lagen bei rund 16 Prozent – was auf ein enges Rennen um den zweiten Platz hindeutet.
Auch die Grünen, denen 15,5 Prozent zugeschrieben werden, liegen weit davon entfernt, zumal sie seit den Wahlen vor vier Jahren rund vier Prozentpunkte verloren haben.
Auch in Hessen haben die Liberalen in der FDP, die mit einem Wert von 5 Prozent genau an der Schwelle zur Vertretungsgarantie im Parlament liegen, am meisten gelitten.
Die AfD liegt bei dieser Wahl an der Spitze, wie eine Analyse der Tagesschau feststellte.
In Hessen hat die Partei gute Chancen, ihr bisher bestes Wahlergebnis in einem westdeutschen Bundesland zu erzielen, fast vier Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren.
Und sowohl in Hessen als auch in Bayern ist es möglich, dass der AfD je nach Auszählung der Stimmen das gelingt, was ihr bisher nur in den ostdeutschen Bundesländern gelungen ist: zweitstärkste politische Kraft zu werden.
Migration, eine Erklärung für den Aufstieg der AfD
Auch wenn die Unzufriedenheit mit den Berliner Regierungsparteien eine der Ursachen für den Anstieg der AfD-Wählerstimmen ist, gibt es laut Tagesschau noch ein weiteres klares Problem, das zu diesem Ergebnis geführt hat: die weiter steigende Zuwanderung.
Die große Zahl von Flüchtlingen und Asylbewerbern beunruhigt mehr als die Hälfte der Wählerinnen und Wähler in den Bundesländern. Und diese Zahl ist der eigentliche Schlüssel zum Erfolg der AfD. Umfragen zufolge sind 80 Prozent der Deutschen der Meinung, dass die Bundesrepublik „eine grundlegend andere Asyl- und Flüchtlingspolitik braucht, damit weniger Menschen zu uns kommen“.
Dem stimmen Anhänger von AfD, Freien Wählern, CDU und FDP zu. Aber auch zwei Drittel der SPD-Wähler und die Hälfte der Grünen-Wähler teilen diese Ansicht.
Die Regierung von Olaf Scholz bemüht sich um das Thema. Diese Woche hat Berlin mit Italien einen Kompromiss über ein wichtiges Abkommen zur Bewältigung der Migrationskrise in der EU erzielt.
Und in den letzten Tagen hat die Regierung vorübergehende Grenzkontrollen zu Polen und Tschechien eingeführt, um den Flüchtlingsstrom einzudämmen. Die Maßnahmen scheinen zumindest bisher nicht überzeugt zu haben.
Für die Regierungsparteien sind die Nachrichten über die Ergebnisse schlecht, auch wenn sie erwartet wurden. Alle drei Parteien der Koalition haben in diesem Jahr schlechter abgeschnitten als vor vier Jahren.
Die Abstimmung erfolgte zu einer Zeit, in der die deutsche Wirtschaft mit einer anhaltenden Stagnation konfrontiert ist, die vor allem auf den starken Anstieg der Energiekosten nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine zurückzuführen ist. Der starke Anstieg der Zahl der Asylsuchenden, die ins Land kommen, hat auch die Unzufriedenheit der Wähler geschürt.
Die Regierung wirke weniger als zwei Jahre nach ihrer Machtübernahme von internen Streitigkeiten zermürbt und erwecke den Eindruck, „handlungsunfähig“ zu sein, sagte Ursula Münch, Direktorin der Akademie für politische Bildung im bayerischen Tutzing, der Nachrichtenagentur AFP vor der Wahl.